Time for God´s peace.
Der 47. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wird in zwei Tagen in Washington vereidigt. Der Tradition nach besucht er zuvor einen Gottesdienst. Würde ich in diesem Gottesdienst predigen, würde ich von zeitlosen Gedanken sprechen, die in der Bibel wurzeln und an die es sich zu erinnern lohnt. Der wichtigste Aspekt wäre die Idee eines gemeinsamen Engagements für Gerechtigkeit und Frieden.
Vor 100 Jahren fand in Stockholm die „universal christian conference for life and work“ statt, initiiert von Nathan Söderblom. Söderblom hatte die große Hoffnung, dass Versöhnung zwischen Kirchen zur Versöhnung zwischen Völkern beitragen werde: to learn afresh the mind of Christ / immer wieder neu ausgerichtet sein auf Christus – das ist dafür die Grundlage. Er mahnte auch, dass die Kirchen (und ich ergänze: die Menschen) sich die Grausamkeit des Krieges zu Herzen gehen lassen: „we summon the churches to share with us the sense of horror of war.“ Später hat Bonhoeffer diesen Gedanken aufgegriffen und weitergedacht (1934 in Fanö): ihm war klar, dass weder einzelne Christ:innen, noch eine einzelne Kirche wirkmächtig genug ist, Frieden auszurufen. Aber: „das EINE GROSSE ÖKUMENISCHE Konzil der Heiligen Kirche Christi aus aller Welt kann es so sagen, daß die Welt zähneknirschend das Wort vom Frieden vernehmen muß und daß die Völker froh werden, weil diese Kirche Christi ihren Söhnen im Namen Christi die Waffen aus der Hand nimmt und ihnen den Krieg verbietet und den Frieden Christi ausruft über die rasende Welt.“ Söderblom wie Bonhoeffer waren Pioniere der internationalen Ökumene, deren theologische Plädoyers für die Überwindung nationalistischer Gesinnung bis heute nichts an Aktualität verloren haben. Hier hat nicht nur die ökumenische Bewegung eine bleibende Aufgabe – ich sehe darin eine grundlegende Relevanz für ein glaubwürdiges Kirche-Sein.
Die Einsichten in die transformative Kraft weltweiter ökumenischer Verbundenheit werden vermutlich eine wichtige Rolle spielen, wenn das hundertjährige Jubiläum der Weltkonferenz dieses Jahr in Schweden unter dem Motto „Time for God’s Peace“ gefeiert wird.
Ich wünschte, der 47. Präsident der Vereinigten Staaten würde solche Worte hören und sich zu Herzen nehmen, bevor er vereidigt wird.
Oberkirchenrätin Anne Brisgen